Mein Jahr in Namibia
"Von allen Wegen, die Du in Deinem Leben gehst, stelle sicher, dass einige von ihnen unbefestigt sind." - John Muir
Die Ausreise rückt immer näher. Mit jedem Tag, der verstreicht, wächst die Vorfreude - wächst die die Spannung. Im Moment kaum vorstellbar der Gedanke, dass mich nur noch ca. 6 Wochen von der Ausreise trennen sollen. "Raus aus Hotel Mama! Raus aus dem behüteten Umfeld von Familie und Schule und rein in die Welt! Ins Leben." So könnte mein Motto lauten wenn ich so drüber nachdenke. Der Freiwilligendienst dürfte für mich tatsächlich so etwas wie den Startpunkt eines neuen, ganz anderen Lebensabschnittes darstellen, wo plötzlich das Zuhause nicht mehr dasselbe wie die Heimat ist. Feste Säulen die das Leben geprägt und bestimmt haben, fallen plötzlich weg. Neue kommen hinzu.... "Wenn Sie das Land im Süden Afrikas betreten, wird Sie ein Gefühl von Freiheit empfangen. Ungestört können Sie Ihr Auge blicken lassen in endlose Weiten, über karge Mondlandschaften bis hin zum schier grenzenlosen Horizont. Die Wüste Namib - Wahrzeichen und Namensgeber des Landes - erstreckt sich entlang des gesamten Küstengebietes am Atlantik und ist ein Grund für die äußerst dünne Besiedlung mit nur rund 2.1 Millionen Einwohnern. Inmitten dieses Wüstenabenteuers erwartet Sie auf Ihrer Namibia-Rundreise ein unschätzbarer Artenreichtum: Löwen, Elefanten, Giraffen, Geparden, Nashörner lassen sich hier beobachten." - lese ich auf der erstbesten Website eines Reiseanbieters, als ich das Stichwort "Namibia" ins Suchfeld eintippe. Nicht schlecht! So kann man es doch aushalten! Eine Internetseite weiter: Auf der Seite eines bekannten Internetlexikons, wird das Bild dann aber doch realistischer. Schnell wird mir klar - Namibia ist ein Land mit unglaublich vielen Facetten. Atemberaubende Landschaften prägen Namibia genauso wie Armut und die koloniale Vergangenheit. Für alle Interessen ist da etwas dabei. Hier einige interessante Fakten. Klar, von der atemberaubenden Natur Namibias hat jeder schon mal gehört. Der Naturfreund findet in Namibia ein einzigartiges Paradies - unberührte Natur so weit das Auge reicht, dazu einer der größten Wildtierbestände der Erde und unendlich wirkende Landschaften. In der Namib, der ältesten Wüste der Erde und einer von nur wenigen Küstenwüsten dieser Welt, konnten sich Pflanzen und Tiere über Jahrmillionen (!) hinweg völlig unabhängig vom Rest der Welt entwickeln, sodass einiges endemisches Leben heutzutage nur dort zu finden ist. Abwechslungsreiche Vegetation bietet sich den zahlreichen Individual-Touristen, die Namibia vor allem auf der Suche nach Freiheit besuchen. Das Repertoire reicht von der Sand- und Kieswüste über Dornstrauchsavanne bis hin zur Trockensavanne im Kalahari-Becken. Es geht ins Jahr 1884. Der Deutsche Adolf Lüderitz kauft weite Teile des Landes weshalb es zunächst zum "Schutzgebiet" Deutsch-Südwestafrika, und später zur deutschen Kolonie erklärt wird. Die Nachricht von Diamantenfunden in der Lüderitzbucht zog weite Kreise. Blitzschnell waren zahlreiche Händler und Farmer zur Stelle, auf der Suche nach Reichtum und Farmland. Die Ausbreitung der deutschen in Südwestafrika stieß auf Widerstand bei den einheimischen Namas und Hereros, welche zunehmend von den deutschen Schutztruppen verdrängt wurden. Mit der Zeit verloren die meisten Hereros aus wirtschaftlichen Gründen ihr Land und mussten auf den Farmen der Siedler arbeiten. 1904 kam es dann zum Aufstand der Herero, der sich zwar sehr schnell über das Land ausbreitete, aber letzten Endes gewaltsam niedergeschlagen wurde, in diesem als der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts bezeichneten Vernichtungskrieg starben mehr als 60 000 Menschen auf Seiten der Herero und Nama. Unabhängig wurde Namibia, das im ersten Weltkrieg von der Britischen Krone eingenommen wurde und seit dem von Südafrika regiert wurde erst im Jahr 1990 nachdem es zuvor mehr als 70 Jahre und 40 Jahre davon ohne Erlaubnis der UNO von Südafrika regiert wurde. In dem Zuge wurde in Namibia auch die Apartheidspolitik der Südafrikanischen Regierung eingeführt, was zur Folge hatte, dass für die unterschiedlichen Völker Namibias sogenannte Homelands bestimmt wurden in denen sie Leben mussten. Namibia: Deutschland Einwohnerzahl: 2,11 Mio 82,2 Mio Fläche: 824.166 qm 357.376 qm Bip: 4.630 US$ 41.902 US$ HDI: 0,640 0,926 Es bedarf nur eines kurzen Blickes, um das Offensichtliche zu erkennen: Namibia ist bei Weitem nicht so gut entwickelt wie Deutschland.
Interessant ist aber auch eher der Vergleich mit anderen Afrikanischen Staaten. Es zeigt sich, dass Namibia für afrikanische Verhältnisse sehr gut entwickelt ist. Als problematisch stellt sich allerdings die Verteilung von Reichtum heraus, wo Namibia weltweit den letzten Platz belegt (Gini-Index). Dementsprechend gibt es in Namibia extrem viele Menschen mit keinem oder einem nur sehr geringen Einkommen. Gleichzeitig erfreuen sich wenige Menschen eines extrem hohen Einkommens. Belege für diese Ungleichheit sind außerdem eine aktuelle Arbeitslosigkeit von 34%, sowie die Tatsache, dass aufgrund der niedrigen Löhne nur 6% der Einwohner überhaupt Steuern bezahlen. Abgesehen davon spielt Korruption vor allem im öffentlichen Dienst eine große Rolle. Investitionen aus dem Ausland werden dadurch erschwert - ein möglicher Grund dafür, das der weiterverarbeitende Sektor in Namibia rückläufig ist und der Tourismus und die Fischerei als Wirtschaftssektor immer weiter zunehmen...
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AutorIch bin Helge Haveresch, 18 Jahre alt und komme vom schönen Möhnesee im Sauerland. Nach dem Abitur geht es für mich im Rahmen eines Freiwilligendienstes für ein Jahr nach Namibia... Beiträge
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